08.05.2019
Gelbe Blüten, hochgewachsen und bei einigen Landwirten unbeliebt: Seit einiger Zeit sind die Diskussionen um Jakobskreuzkraut und dessen vermeintlich gefährlichen Wirkungen auf den Honig in vollem Gange. Doch was verbirgt sich hinter der Pflanze und wie groß ist das Risiko wirklich?
Was ist Jakobskreuzkraut?
Es handelt sich um eine Pflanze der Gattung Korbblütler. Bekannt ist sie für ihre gelben Blüten, die vor allem im Juli und August im Landschaftsbild zu finden sind. Auf den ersten Blick ist Jakobskreuzkraut leicht mit Raps zu verwechseln. Das Gewächs kann eine Höhe von bis zu einem Meter erreichen. Besonders auf großen, offenen, brach liegenden Grünflächen, wie Weiden oder Bauarealen, lässt sich die Pflanze nieder. Sie verbreitet sich rasch durch ihre Samen, die mit dem Wind im Umland verteilt werden. Insbesondere in den nördlichen Bundesländern Deutschlands, wie Schleswig-Hollstein und Niedersachsen, ist die Pflanze vermehrt zu finden.
Bei Haltern von Pferden und Rindern ist das Gewächs unbeliebt, da es für die Tiere bei Verzehr in großen Mengen tödlich sein kann. Grund dafür sind Pyrrolizidinalkaloide (PA), sogenannte „sekundäre Pflanzenstoffe“. Dabei handelt es sich um Giftstoffe, die das Jakobskreuzkraut gegen Fraßfeinde produziert. Bei Menschen kann PA in großen Mengen zu Leberschäden führen. Auch im Honig ließ sich der natürliche Pflanzenstoff in verschiedenen Untersuchungen bereits nachweisen. In diesem Zusammenhang berichteten einige Medien von „vergiftetem Honig“. Diese Formulierung sollte man allerdings hinterfragen.
Wie gefährlich ist Jakobskreuzkraut für die Konsumenten?
Die Bienen nehmen den natürlichen Stoff bei der Nektarsammlung auf. Für sie ist PA ungefährlich. Allerdings gelangt er so auch in unseren Honig. Diese Tatsache ist schon seit mehreren Jahren bekannt und so hat sich auch schon das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) zur Thematik geäußert. Laut einem Bericht des BfR wird die Gesamtaufnahme von PA bei Kindern und Erwachsenen neben anderen Lebensmitteln wie Salat, Tees oder pflanzenbasierten Nahrungsergänzungsmitteln auch durch Honig „in nicht unerheblichem Maße beeinflusst.“
Als unkritische durchschnittliche tägliche Aufnahme von PAs wird allgemein ein Referenzwert in Höhe von maximal 0,0237 µg pro kg Körpergewicht und Tag angenommen. Bei einem Körpergewicht von 60 kg und einer täglichen Honigzufuhr von 20 g (dies entspricht der üblichen Verzehrmenge) ergibt das einen möglichen maximalen PA-Gehalt für Honig von 71 µg/kg Honig. Die Mitglieder des Honig-Verbands bleiben mit Ihren Produkten deutlich unter der unkritischen PA-Menge und streben dies auch weiterhin an. Selbst ein überdurchschnittlicher Verzehr ist demzufolge unproblematisch und es besteht kein Gesundheitsrisiko durch die PA-Aufnahme von Honig. Auch für den Verzehr anderer PA-haltiger Lebensmittel wie Salat, Tees oder pflanzenbasierte Nahrungsergänzungsmittel, die oft in größeren Mengen konsumiert werden, bleibt noch Spielraum.
PA findet sich in vielen Lebensmitteln
PA ist Bestandteil unserer Nahrung und kann durch die Fortschritte in Forschung und Wissenschaft immer besser untersucht werden. Ein Anstieg des PA-Anteils im Honig ist jedoch nicht festzustellen. Das Risiko lässt sich außerdem durch Vielfalt des Honigs senken, denn die PA-Gehalte hängen vom Pflanzennektar sowie den klimatischen und saisonalen Rahmenbedingungen ab. Wer beständig Honigsorten wechselt, kann seine PA-Gesamtaufnahme senken.
Selbstverständlich darf kein Lebensmittel in den Umlauf geraten, dass in irgendeiner Form schädlich für den Verbraucher ist. Durch die Qualitätskontrollen ist gewährleistet, dass kein Honig, der die Höchstwerte überschreitet, im Einkaufskorb landet. Ein durchschnittlicher Honigkonsum ist also unbedenklich. Wenn Medien von „Gift im Honig“ sprechen, geht diese Bezeichnung mehr als nur am Thema vorbei.
Quellen: