15.12.2022
Definition des Begriffs ‚Allergie‘ und Abgrenzung zu Intoleranz
Zunächst muss die Bedeutung einer Allergie geklärt werden. Der Begriff Allergie wird häufig undifferenziert und fälschlicherweise synonym mit dem der Unverträglichkeit (auch Intoleranz) verwendet, da beide Reaktionen ähnliche Symptome hervorrufen können. Eine Nahrungsmittelintoleranz herrscht dann vor, wenn es im Körper zu Stoffwechselstörungen kommt, zum Beispiel durch einen Enzymdefekt oder Enzymmangel (vgl. hierzu Schneider (Hrsg.) 2013. S. 10)[i]. Durch den mangelnden Abbau bestimmter Substanzen im Körper kommt es zu dosisabhängigen Darmreaktionen wie Blähungen, Krämpfe, Durchfall oder Verstopfung. Sie ist somit nicht Folge einer Immunreaktion des Körpers.
Häufigste Vertreter der Nahrungsmittelintoleranzen sind die Laktoseintoleranz, Fruktoseintoleranz, Sorbitintoleranz. Bei einer Allergie handelt es sich um eine fehlorientierte Immunreaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe, die sogenannten Allergene, die in der Umwelt oder Nahrung vorkommen. Sie werden vom Körper als fremd eingestuft und lösen eine spezifische Immunantwort aus. Hier reichen oft schon kleinste Mengen des Allergens aus (DZIP 2022)[ii]. Allergische Symptome basieren überwiegend auf einer Antigen-Antikörper-Reaktion und können stark variieren zwischen Reaktionen der Schleimhaut (Schwellungen im gesamten Mund-, Nasen- (allergische Rhinitis) und Rachenraum sowie Anschwellen der Zunge), Symptome im Magen-Darm-Bereich (wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Durchfall), Reaktionen der Atemwege mit Verengung der Bronchien (allergisches Asthma) und der Haut (atopisches Ekzem, Juckreiz und Nesselsucht) bis hin zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. Zwar können allergische Reaktionen ähnlich wie die Reaktionen einer Intoleranz sein. Direkt lebensbedrohlich sind aber nur Nahrungsmittelallergien (vgl. hierzu Rosenberg, Gottlob 2016. S. 1-3)[iii].
Mit der EU-Richtlinie 2007/68/EG [iv] vom 27. November 2007 müssen folgende 14 Zutaten als mögliche Auslöser von sofort ausgelösten Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten auf verpackten Lebensmitteln angegeben werden:
- Eier
- Erdnüsse
- Fische
- Krebstiere
- Lupinen
- Milch (einschließlich Laktose)
- Schalenfrüchte, d. h. Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Cashewnüsse, Pekannüsse, Paranüsse, Pistazien, Makadamianüsse und Queenslandnüsse
- Glutenhaltige Getreide (z. B. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel)
- Schwefeldioxid und Sulfite in Konzentrationen von mehr als 10 mg/kg oder 10 mg/l, ausgedrückt als SO2.
- Sellerie
- Senf
- Sesamsamen
- Sojabohnen
- Weichtiere (z. B. Muscheln, Schnecken, Tintenfische)
Honig ist ein reines Naturprodukt ohne jegliche Zutaten. Honig enthält deshalb auch kein Zutatenverzeichnis und auch keine Kennzeichnung von möglichen allergenen Zutaten. Aber wie sind die natürlichen Bestandteile von Honig zu betrachten? Dieser Frage gehen wir im weiteren Artikel nach.
Unübersichtliche Auslöser
Etwa 2 bis 11 % der Bevölkerung reagieren allergisch auf die Proteinbestandteile im Honig mit einer Sofortreaktion (Typ 1 Allergie) (Unter anderem in Jäger, L et Al. 2008. S. 214)[v]. Eine Abgrenzung zu Kreuzallergien ist allerdings schwierig. Ob und welche Allergene im Honig eine Allergie auslösen, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. So könnte der Honig selbst Auslöser der allergischen Reaktion sein, aber auch das Vorliegen einer Kreuzallergie auf die im Honig enthaltenden Pollen oder eventuelle Bienenrückstände sind möglich (Vgl. hierzu Löbel, Elke 2021)[vi]. Das erklärt auch, weshalb manche Pollenallergiker auf bestimmte Honigsorten allergisch reagieren und sie andere wiederum vertragen. Trotzdem muss eine Pollenallergie nicht gleichzeitig eine Honig-Allergie bedeuten. Einige Pollenallergiker berichten von der Besserung ihres Befindens, nach dem Verzehr von Honig, wohl ausgelöst durch eine Sensibilisierung.
Pollen als eine Ursache der Honig-Allergie?
In 10 Gramm Honig ist ein mittlerer Gehalt von 20.000 bis 100.000 Pollen zu finden (siehe hierzu König, J. 1914. S. 798)[vii]. Dabei handelt es sich vor allem um die von Insekten bestäubten Pollen, die beispielsweise von Obstbäumen, Raps, Löwenzahn oder Heidekraut stammen. Wobei sich auch einige vom Wind bestäubte Pollen mit untermischen. Bis zu 150 Pollenarten konnten in einzelnen Honigen ermittelt werden, von denen 15 bis 25 Arten besonders häufig vorkommen (vgl. hierzu Hofmann et al. 2005. S. 12)[viii].
Allergene Pollen kommen eher in entsprechend reinen Sortenhonigen (Senfhonig, Macadamiahonig, Mandelhonig) vor. Deshalb sollten gerade hier Allergiker, die auf diese Pflanzenbestandteile reagieren, achtsam sein. Es gibt keinen Sortenhonig von nektarlosen Pflanzen, weswegen Pollen von Haselnuss, Walnuss, Pistazien, Pekannüsse, Sellerie und (eher auch) von Lupinen nur in kleinsten Spuren im Honig vorkommen. Pollen von Lupinen, Sellerie und Schalenfrüchten können im Labor per Mikroskop nicht differenziert werden, weswegen ihre individuelle Anzahl vermutlich sogar noch geringer ist (unter anderem in Kreft, Dagmar 1995. S. 137)[ix].
Welcher Pollentyp im jeweiligen Honig vorhanden ist, hängt vom Ort der Honiggewinnung, der Saison und der Herstellungsmethode ab (siehe hierzu AGES 2022)[x].
Ein Allergietest verschafft Sicherheit
Falls eine Honig-Allergie vermutet wird, sollte beim Arzt ein Allergietest erfolgen. Eine gängige Methode ist der Pricktest, mit dem sich auch eine Honig-Allergie diagnostizieren lässt Zwar wird die Honig-Allergie als Nahrungsmittelallergie vom Typ I eingestuft, dennoch kommt die Honig-Allergie vergleichsweise selten vor. Zum Vorkommen einer Honig-Allergie können keine präzisen Angaben gemacht werden, da sich die Honig-Allergie insbesondere mit der Reaktion durch eine Pollenallergie überschneiden kann. (Unter anderem in Jäger, L et Al. 2008. S. 213-214)[xi]
Quellen
[i] Schneider (Hrsg.) (2013). „Das Große Lexikon der Nahrungsmittel & Unverträglichkeiten“, Evomed Diagnostics AG, Norderstedt, S. 10.
[v] in Jäger, L et Al. (2008). „Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen – Immunologie – Diagnostik – Therapie – Prophylaxe“. München: Jena, 3. Aufl. S. 214.
[vi] Link 4: www.medlexi.de.
[vii] König, J. (1914). „Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und Gebrauchsgegenständen – 2. Teil: Die tierischen und pflanzlichen Nahrungsmittel“, S. 798. Verweis auf Untersuchung W.J. Youngs zur Pollenanzahl in 1 g Honig.
[viii] Hofmann et al. (2005) „GVO-Pollenmonitoring – Technische und biologische Pollenakkumulatoren und PCR-Screening für ein Monitoring von gentechnisch veränderten Organismen“, Bad Godesberg, S. 12
[ix] Kreft, Dagmar (1995). „Nahrungsmittelallergene: Charakteristika und Wirkungsweisen“, D. Kreft et al. (Hrsg); New York: de Gruyter, S. 137-138
[xi] in Jäger, L et Al. (2008). „Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen – Immunologie – Diagnostik – Therapie – Prophylaxe“. München: Jena, 3. Aufl. S. 213-214.