17.07.2019
Sonnenbrille, Eis und Ventilator — mit diesen Hilfsmitteln übersteht man einen heißen Sommertag. Während die Menschen sich clevere Hilfsmittel ausgedacht haben, vertrauen Riesenhonigbienen in Südostasien auf eine andere Technik. Die Tiere verschaffen sich durch vollen Körpereinsatz ein kühles Nest.
Ein ganz einzigartiger Schutzmechanismus
Der Lebensraum der Riesenhonigbiene ist vor allem in Indien und Südostasien zu verorten. Ihren Namen verdankt sie ihrer Größe. Sie ist größer als die heimische Hornisse (Vespa crabro) und zählt damit zu den größten Bienenarten weltweit. Die Riesenhonigbiene gilt außerdem als eine äußerst robuste Bienenart, die von Monsunregen über Kälteextreme bis hin zu Hitze so gut wie jeder Wetterlage zu trotzen weiß. Ein österreichisches Forschungsteam hat 2016 herausgefunden, wie insbesondere letzteres gelingt. Die Bienen haben ein eigenes „Ventilatorsystem“ entwickelt, mit welchem sie ihr Nest kühlen. Möglich ist das, weil die Riesenhonigbiene – auch Apis dorsata genannt -, ein besonderes Nistverhalten zeigt. Die Bienenart lässt sich meist an sogenannten Bienenbäumen (auch bekannt als Honigesche) nieder. Diesen Bäumen bleiben die Bienenvölker oft über Jahrzehnte treu. Sie kehren auch nach Wanderungen, die sie zu Monsunzeiten unternehmen, zu ihnen zurück. Das Nest von Riesenhonigbienen besteht meistens nur aus einer einzigen Wabe, die nicht versteckt in Baumhöhlen liegt, sondern offen am Baum hängt.
Die Tiere schützen das Nest durch eine dichte Schicht von aufeinandersitzenden Bienen. Durch Bewegungen der Flügel und Abklappen des Hinterleibs kann ein Schwarm so Wellenbewegungen erzeugen, die abschreckend auf Feinde wirken und der Verteidigung dienen. Generell zeigen Riesenhonigbienen ein aggressives Verhalten gegenüber möglichen Störern. Was die Forscher 2016 aber entdeckt haben, ist, dass diese Schwarmbewegungen eben auch zur Kühlung der Wabe genutzt werden. Durch Luftkanäle im Schwarm „inhalieren“ die Bienen sozusagen kalte Luft und ziehen sie nach innen, während die warme kohlendioxid-angereicherte Luft nach außen gepresst wird. Dieses Ventilationssystem ist laut den Forschern im Tierreich einzigartig. Den gesamten Forschungsbericht zum Thema gibt es hier zu lesen.
Lebensgefährliche Honigernte
Was die Riesenhonigbienen darüber hinaus auszeichnet, ist ihr Honig. Die Tiere sind sehr empfindlich gegenüber Nahrungsmittelknappheit und haben einen enorm hohen Bedarf. Als Hauptnahrungsquelle dienen ihnen die Blüten der Bombax-Bäume. Diese verleihen dem Honig der Riesenhonigbienen ein besonderes Aroma.
Für die Menschen stellt die Ernte des Honigs aber eine große Herausforderung dar und kann lebensgefährlich werden. Bei der Honigjagd klettern die Menschen auf die Bienenbäume und trennen die Wabe vom Ast, an dem sie sich befindet. Die Wabe wird in einen Korb gelegt und auf den Boden heruntergelassen. Weil die Bienen aggressiv auf mögliche Feinde reagieren und die Honigjäger in Südostasien nicht über ausreichende Schutzkleidung verfügen, gilt es, den Angriff der Bienen mit Hilfe von Rauch zu vermeiden. Der Honig ist besonders in südlichen Gebieten sehr wertvoll und wird auch zu religiösen Zwecken verwendet. Auch die Bienenbäume gelten für die ortsansässige Bevölkerung als Heiligtum. Ihr Standort wird vor Fremden deshalb gern geheim gehalten.
Quellen:
https://www.spektrum.de
https://derstandard.at
https://www.biologie-seite.de
https://bienen-nachrichten.de
https://journals.plos.org