23.04.2020
Bereits seit langer Zeit setzen sich viele Verbände der Lebensmittelbranche damit auseinander, wie der Gehalt von Pyrrolizidinalkaloiden (PA) in Lebensmitteln gesenkt werden kann. Die PA sind natürliche Stoffe, die von vielen Pflanzen gebildet werden, um sich gegen Fressfeinde zu schützen. Dazu gehören zum Beispiel auch die Pflanzenfamilien der Korbblütler (z.B. Jakobskreuzkraut) oder der Raublattgewächse. Bestandteile finden sich in vielen natürlichen Produkten, beispielsweise in Tee, pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln, kulinarischen Kräutern und Gewürzen oder Honig. Vor diesem Hintergrund gründete der Lebensmittelverband 2015 den „Runden Tisch Pyrrolizidinalkaloide“. In diesem Rahmen konnten Verbände aus der Lebensmittelbranche sich regelmäßig zur Thematik austauschen. Gemeinsam wurde jetzt ein branchenübergreifender Code of Practice erarbeitet, mit dem die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft das Vorkommen von PA minimieren will.
Ziele des Code of Practice
Bei der Suche nach Nektar können Bienen mit Pflanzen in Kontakt kommen, die PA bilden. Der genaue PA-Gehalt der Pflanzen ist dabei zumeist abhängig von den Witterungsbedingungen, wodurch auch der PA-Gehalt im Honig variiert. Um jedoch einen möglichst geringen PA-Gehalt im Honig zu garantieren, benötigen Bienen ein breites und attraktives Nahrungsangebot. Denn bei einem eingeschränkten Nahrungsangebot kann es dazu kommen, dass die Bienen die PA-bildenden Pflanzen zu häufig anfliegen. In diesen Fällen sollte Honig vorsorglich auf seinen PA-Gehalt untersucht werden, was derzeit allerdings nur mit aufwändiger instrumenteller Analytik möglich ist. Deshalb ist es wichtig, dass bereits frühzeitig PA-bildende Pflanzen im Umkreis der Bienen identifiziert und dementsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Mit dem neuen Code of Practice, den die verschiedenen Verbände aus der Lebensmittelbranche gemeinsam erarbeitet haben, erhalten Produzenten und Anwender neue Maßnahmen, um den PA-Wert in den jeweiligen Lebensmitteln zielgerichtet zu minimieren. Neben allgemeingültigen Maßnahmen zur Minimierung des PA-Gehalts in Lebensmitteln enthält der neue Code of Practice auch branchen- oder produktspezifische Maßnahmen. Auch der Honig-Verband hat sich in die Entwicklung des Code of Practice eingebracht, um passende Maßnahmen für Honig festzulegen. Dabei wurde auf die Meinung von Experten zurückgegriffen.
Ziel des Code of Practice ist eine Verringerung der PA-Gehalte in Lebensmitteln. Die daraus abgeleiteten Maßnahmen sollen für einen vorbeugenden Gesundheitsschutz bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie für den gesundheitlichen Schutz von landwirtschaftlichen Nutztieren sorgen. Dabei dient der Code of Practice vor allem dazu, dass die Anwender in der Praxis entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung von PA umsetzen können. Der erarbeitete Code of Practice basiert auf dem Codex Alimentarius, kann aber bei Bedarf entsprechend aktualisiert, ergänzt und situativ angepasst werden. Die Anwender können damit kurzfristig reagieren und in jeder Situation entsprechende Maßnahmen umsetzen. Beim neuen Code of Practice handelt es sich somit um einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung – sowohl aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher als auch aus Sicht der Lebensmittelbranche. Den gesamten „Code of Practice zur Vermeidung und Verringerung der Kontamination von Lebensmitteln mit Pyrrolizidinalkaloiden“ finden Sie hier zum Download:
Code of Practice Pyrrolizidinalkaloide