Mischhonig: Die Mischung macht’s

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31.07.2024

Wir Deutsche lieben unseren Honig. Das wird auch immer wieder deutlich, wenn neue Zahlen zum hiesigen Honigkonsum veröffentlicht werden. Im Jahr 2023 wurde knapp ein Kilo Honig pro Kopf verzehrt. Um diese Beliebtheit nach dem süßen Bienennektar zu stillen, importieren die deutschen Honig-Abfüller den Honig aus der ganzen Welt. Dabei macht es keinen Unterschied, aus welcher Region der Honig stammt. Denn der Ursprung des Honigs ist immer die Biene – und diese lebt auf der gesamten Welt verteilt. Trotzdem können sich auch einzelne Honigernten des gleichen Bienenvolks immer wieder unterscheiden. Doch wie schaffen es die Honig-Abfüller dann, dass sich der Honig im Supermarkt immer durch einen gleichbleibend guten Geschmack auszeichnet?

 

Honig bei Wind und Wetter?

Honig ist ein reines Naturprodukt – vollständig erzeugt von fleißigen Bienen. Wie alle anderen Naturprodukte ist Honig deshalb im hohen Maße durch die äußere Umwelt der Bienen beeinflusst. Denn welche Blüten die Bienen anfliegen und welchen Nektar sie sammeln können, ist immer abhängig von den jeweiligen Witterungsbedingungen. So können Dürre oder extreme Feuchtigkeit die Eigenschaften von Pflanzen verändern, Überschwemmungen oder Stürme können sie sogar zerstören. Die Bienen können nur Blüten anfliegen, die auch tatsächlich für sie verfügbar sind. Welche Blüten das aber genau sind, unterscheidet sich bei jeder Honigernte. Deshalb können sich bei jeder Honigernte auch wieder leichte Unterschiede hinsichtlich des Geschmacks, der Konsistenz oder der Farbe des Honigs ergeben. Die variablen Witterungsbedingungen und die Gefahr von Umweltkatastrophen sind somit wichtige Faktoren dafür, dass die Bienen nicht immer den gleichen Honig produzieren können. Daneben besteht auch die Gefahr von Ernteausfällen. Grund dafür kann neben den Witterungsbedingungen auch der Befall von Parasiten wie der Varroamilbe sein.

 

Die Kunst des Mischens

Beim Einkauf von Honig stehen die hiesigen Honig-Abfüller also vor vielen Herausforderungen, schließlich können sie die äußeren Einflüsse bei der Honigproduktion durch die Bienen und der Ernte durch die örtlichen Imker nicht beeinflussen. Trotzdem wollen sie den Verbrauchenden ein Produkt mit hoher Qualität bieten, das zudem einen gleichbleibend charakteristischen Geschmack bewahrt. Um diese trotz der schwankenden Bedingungen der Honigproduktion zu gewährleisten, legen die abfüllenden Betriebe einerseits großen Wert auf die Qualitätssicherung und das permanente Testen des angekauften Honigs. Andererseits setzen sie auf die Mischung von verschiedenen Honigen. Das heißt, bei der Verarbeitung des eingekauften Honigs mischen sie Honige aus verschiedenen Teilen der Welt – in einem ganz bestimmten Verhältnis, um den Geschmack und die Konsistenz zu erzeugen, die die deutschen Verbrauchenden am Honig lieben. Durch die Anpassung der Mischverhältnisse können sie trotz unterschiedlicher Ernten für Kontinuität im Honigglas sorgen. Dabei bleibt der Honig ein reines Naturprodukt, denn die Zugabe von Fremdstoffen ist auch bei der Mischung von Honigen unterschiedlicher Herkunft verboten.

 

Mischungen garantieren hohe Qualität

Das Mischen von verschiedenem Honig aus der ganzen Welt ist eine wichtige Maßnahme, mit der die gleichbleibend hohe Qualität im Honigglas sichergestellt wird. Die abfüllenden Betriebe produzieren den Honig damit ganz im Sinne der EU-Honigrichtlinie und der deutschen Honigverordnung, denn der natürliche Charakter des Honigs wird beim Mischen gewahrt. Durch die umfangreiche Kennzeichnungspflicht wissen Verbrauchende dabei stets, woher der Honig im jeweiligen Glas stammt. Bisher werden dafür auf dem Honig-Etikett einzelne Herkunftsländer oder alternativ bei Mischungen die Angaben „aus EU-Ländern“, „aus Nicht-EU-Ländern“ und „aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ abgedruckt. In Folge einer Revision der EU-Honigrichtlinie mit Abschluss im Mai 2024 müssen – nach einer Übergangsfrist von 24 Monaten ab Juni 2026 – alle Herkunftsländer einzeln auf dem Honigglas vermerkt sein. Zusätzlich müssen Prozentangaben darstellen, welcher Anteil der Mischung genau aus welchem Land stammt. Mit der Qualität des Honigs hat diese Angabe allerdings nichts zu tun. Schließlich produzieren immer Bienen den Honig – unabhängig von Landesgrenzen. Außerdem muss jeder Honig, der in der EU verkauft wird, den strengen Reinheits- und Qualitätsvorgaben der EU-Honigrichtlinie entsprechen. Das Mischen der Honige unterschiedlicher Herkunft gewährleistet, dass die Verbrauchenden ein verlässliches Produkt erhalten – in Geschmack, Konsistenz und Qualität.

 

Quellen

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Versorgungsbilanzen: Honig

Honig-Verband: Varroamilbe